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RLB Kunstbrücke zeigt "STILL" 24.06.2013

• 19 Positionen mit internationaler Beteiligung
• Demand, Letinsky, Op de Beeck, Parmiggiani u. a.
• Ausstellung läuft bis 6. September

 

INNSBRUCK. Dem Stillleben in der zeitgenössischen Kunst widmet sich die Sommerausstellung der RLB Kunstbrücke in Innsbruck. Mit dem Titel „STILL“ zeigt Kuratorin Silvia Höller insgesamt 19 Positionen mit internationaler Beteiligung, u. a. Thomas Demand, Laura Letinsky, Hans Op de Beeck, Claudio Parmiggiani oder Erwin Wurm. Neben klassischen Interpretationen dieser Bildgattung konzentriert sich der Blick vor allem auf neue Sichtweisen im Umgang mit der Welt der Dinge. Die Ausstellung der RLB Kunstbrücke in Innsbruck läuft bis einschließlich 6. September 2013.

Seit 2011 präsentiert die RLB Kunstbrücke einmal jährlich eine themenorientierte Ausstellung. Mit dem ersten Projekt „Mythos Berg“ wurde das für Tirol naheliegende Motiv der Bergwelt aufgegriffen. Im vergangenen Jahr wurde in diesem Zusammenhang die Schau „Der Blick. Das Wort. Die Geste“ mit hochkarätigen Werken aus der Sammlung des Kunstmuseums Liechtenstein gezeigt. Heuer widmet sich die Themenausstellung mit dem Titel „STILL“ dem Stillleben in der zeitgenössischen Kunst.

Ausgehend von der Malerei des Spätmittelalters, wo Gegenstände als symbolisches Beiwerk dienten, entwickelte sich das Stillleben sehr spät als eigene Bildgattung und erreichte im 17. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt. Der Begriff „Stillleben“ leitet sich im Deutschen wie im Holländischen (stil leven) oder im Englischen (still life) vom stillen Leben ab. Im Italienischen wird das Stillleben als „natura morta“ bezeichnet.

Die Bilder von sorgfältig arrangierten, prächtigen Blumensträußen und Tischgedecken, exotischen Früchten oder erlegtem Jagdwild zeigten einerseits die Freude an der sinnlichen Welt der Dinge. Andererseits spiegelten sie das Erlösungsbedürfnis und die Vergänglichkeit des irdischen Lebens wider.

„Die Beschränkung der Darstellung auf den Gegenstand eröffnete große Freiräume für künstlerische Innovationen. Nicht zuletzt deshalb wurde das Stillleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu entdeckt und spielte in allen Strömungen der klassischen Moderne eine wichtige Rolle. Anhand der Objektwelt wurden kompositorische Möglichkeiten, Untersuchungen zur Form- und Farbdynamik, aber auch symbolische Verrätselungen exerziert. Auch in der zeitgenössischen Kunst ist die Inszenierung der Dinge nach wie vor präsent und wird neu interpretiert“, sagt Silvia Höller, die Leiterin der RLB Kunstbrücke.

Die Präsentation der RLB Kunstbrücke könne freilich nur streiflichtartig auf das umfassende Thema eingehen, so Höller weiter. Gezeigt werden aktuelle Positionen, die sich dieser Bildgattung auf verschiedene Weise nähern und dabei auch unterschiedliche Materialien und Medien verwenden. So verwelkt im Video „Vivace II (2006)“ von Pia Maria Martin ein Blumenstrauß, während Michael Wesely in seinen fotografischen Langzeitbelichtungen das Aufblühen und Verwelken von Pfingstrosen als einen in sich geschlossenen Prozess in einem Bild festhält. Die gebürtige Innsbruckerin Christiane Spatt hingegen lässt in ihrer Fotoserie „Schöner Schein (2012)“ Plastikblumen in Flammen aufgehen, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Versuch, Natur in einen künstlichen und somit dauerhaften Zustand zu transferieren, letztlich nichts anderes ist als ein schöner Schein.

Claudio Parmiggiani inszeniert in seinen Rauchbildern eindrucksvoll die Abwesenheit von Dingen, ihre Spuren, die die Zeit verursacht und das Feuer einbrannte. Leere Regale zeigt Thomas Demand in seiner Fotoarbeit „Filiale (2012)“, mit der er die Insolvenz der Drogeriehandelskette Schlecker im letzten Jahr aufgreift. Die stillen Welten der grauen Gipsskulpturen des Belgiers Hans Op de Beeck indes reflektieren Fragestellungen über Dinge und ihre Bedeutung, wie sie René Magritte in die Kunstdiskussion eingebracht hat.

Der junge Künstler Benjamin Eichhorn präsentiert überdimensionale Fotografien von gebrauchten Werkzeugen und Alltagsgegenständen. Indem er diese zuvor in liebliche Blümchenstoffe einnäht, entreißt er sie ihrem gewohnten Gebrauchszusammenhang und verleiht ihnen, gleich einem Fetisch, neue Bedeutungsebenen. Einen ironischen Zugang verfolgt der französische Künstler Fabrice Langlade mit dem Wandobjekt „Helicoptères (2007/2008)“. Aus 24 kleinen Kampfhubschraubern aus Kunstharz entsteht eine Wandinstallation, die scheinbar die Ästhetisierung von Gewalt und Krieg als mediale Konsumware hinterfragt.

Zwei Positionen in der Ausstellung stellen einen direkten Bezug zur niederländischen Stilllebenmalerei her. Die Fotoarbeit „natura morta (2006)“ der Südtirolerin Brigitte Niedermair ist auf den ersten Blick vom Bildaufbau und der Farbregie her klassisch komponiert. Doch der Bruch mit den historischen Vorbildern zeigt sich sehr schnell durch die Inszenierung des Zerfalls in Form von aufgeschlagenen Eiern und zermalmten und zerquetschten Früchten. Nicola Samorì bezieht sich sehr klar auf ein holländisches Stillleben von Otto Marseus van Schrieck (1660). Der junge oberitalienische Maler schabt die prachtvolle Blüten zeigende Malschicht des Originals gleich einer abgestorbenen Haut von der Kupferplatte, die als Bildträger dient. Sind es normalerweise die Blumen im Bild, die welken, so scheint hier das Bild selbst in einen Verwesungsprozess eingetreten zu sein.

Dies sind nur einige Beispiele der präsentierten Arbeiten. Anhand von 19 Positionen aus dem aktuellen Kunstgeschehen nähert sich die Ausstellung in der RLB Kunstbrücke der Magie der Dinge in der Gegenwartskunst. Silvia Höller: „Die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Bild und Wirklichkeit, die letztlich in jedem Stillleben verankert ist, spielt dabei eine wesentliche Rolle.“

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:

Maria Brunner (* 1962 in Lienz – lebt in Berlin)
Clegg & Guttmann (Michael Clegg * 1957 in Dublin – lebt in Berlin /
Martin Guttmann (* 1957 in Jerusalem – lebt in Wien)
Thomas Demand (* 1964 in München – lebt in Berlin)
Benjamin Eichhorn (* 1982 in Waidhofen – lebt in Wien)
Gudrun Kampl (* 1964 in Klagenfurt – lebt in Wien)
Fabrice Langlade (* 1964 in Reims – lebt in Montreuil)
Laura Letinsky (* 1962 in Winnipeg – lebt in Chicago)
Pia Maria Martin (* 1974 in Altdorf/Nürnberg – lebt in Stuttgart)
Christopher Muller (* 1966 in Stade – lebt in Düsseldorf)
Brigitte Niedermair (* 1971 in Meran – lebt in Mailand und Meran)
Hans Op de Beeck (* 1969 in Turnhout – lebt in Anderlecht bei Brüssel)
Claudio Parmiggiani (* 1943 in Luzzara – lebt in Parma)
Drago Persic (* 1981 in Banja Luka – lebt in Wien)
Antonio Riello (* 1958 – in Marostica)
Nicola Samorì (* 1977 in Forlì – lebt in Bagnacavallo)
Christiane Spatt (* 1966 in Innsbruck – lebt in Wien)
Fabio Torre (* 1955 in Bologna – lebt in Bagnarola di Budrio)
Michael Wesely (* 1963 in München – lebt in Berlin)
Erwin Wurm (* 1954 in Bruck an der Mur – lebt in Wien)

Zur Ausstellung erscheint der gleichnamige Katalog mit einem einführenden Textbeitrag von Lukas Madersbacher sowie Kurztexten von Silvia Höller und Peter Weiermair (88 Seiten).

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